Eigentlich hast du keine Ahnung weshalb du dich auf der Party deines besten Freundes auf der Toilette eingeschlossen hast und nun dieses Buch in der Hand hälst.
Ich bin einfach nicht für solche Sachen gemacht, denkst du dir, während du dir durch deine schulterlangen Haare fährst, die du einige Stunden zuvor mühsam frisiert - und mit extra viel Haarspray - befestigt hast. Es hätte ein toller Abend werden können, zumindest hatte Tom dir das solange eingeredet, bis du schliesslich zugestimmt hast.
Dass dann auch noch Emily aufgetaucht ist mit der du dich eigentlich so gar nicht verstehst und diese sich dann Tom - deinen einzigen Gesprächspartner - geschnappt hat, hat die Sache nun auch nicht wirklich besser gemacht.
Dein einziger vorläufiger Ausweg schien also zu sein dich in einem der beiden Gästebadezimmer einzuschliessen, das kleine Fenster zu öffnen und die kalte Winterluft einzuatmen, die hereingeströmt kam. Nein, das hier war wirklich nicht deine Welt. Viel zu lange hattest du dich in dieser Umgebung schon unwohl gefühlt, den Wunsch gehegt ausbrechen zu können um noch einmal ganz neu anzufangen. Wenn du nur gewusst hättest wie schnell dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde...
Deine Hände tasten nach dem weichen Gras unter dir und du brauchst einen Moment, um zu realisieren, dass doch eigentlich jetzt draussen der Schnee lag und es irgendwie seltsam war, dass du neben dem Gras auch warme Sonnenstrahlen auf deiner Haut spürst. Zögerlich öffnest du die Augen und setzt dich sofort auf, als du merkst, dass du dich hier in einer völlig fremden Umgebung befindest. Mitten auf einer Lichtung scheinst du dich zu befinden, etwas weiter weg erkennst du den Wald und ist das da zwischen den Bäumen ein... Zwerg, der dich mürrisch mustert? Du kneifst die Augen fest zusammen und als du noch einmal in die Richtung blickst fehlt von dem Wesen jegliche Spur. Es muss sich also um eine Täuschung gehandelt haben. Zwerge gibt es nicht, schon gar nicht in deiner Welt, das letzte Mal, als dir ein Zwerg über den Weg lief hattest du das Buch in der Hand, das du an Toms Party im Badezimmer gefunden hattest.
Irritiert wandert dein Blick weiter von den Tannen zu den Beerenbüschen in deiner Nähe und schliesslich bleibt er an einer Art Truhe hängen, die nur wenige Meter von dir entfernt steht und irgendwie fehl am Platz zu sein scheint. Oder ist sie etwa für dich bestimmt? Kurzerhand entscheidest du dich dazu die hölzerne Truhe näher zu inspizieren, öffnest den schweren Deckel und entdeckst neben deinem blauen Lieblingspulli einen Brief, auf dessen Umschlag in sauberer, geschwungener Handschrift dein Name steht. Der Inhalt des Briefes lautet wie folgt:
Lieber Andrew
Herzlich Willkommen in Neverland, deinem neuen Zuhause. Du bist hier im Wald gelandet. Von nun an schläfst und wohnst du mit den Ael am See, wo du auch andere Bewohner treffen wirst. Einige sind schon länger hier, andere sind ebenfalls gerade erst angekommen. Sie werden dir deine Fragen beantworten können.
Herzliche Grüsse
P.S Hier wirst du nicht mit deinem richtigen Namen angesprochen. Du hast einen Inselnamen bekommen. Dieser lautet Alagos.