Geboren im “Annus Mirabilis“ des Siebenjährigen Krieges hatte seine Mutter gedacht, er sei vom Glück gesegnet. Mit sechs Jahren wäre er beinahe an Scharlach gestorben, fünf Jahre später wurde er von einer zurücksetzenden Kutsche erdrückt, auf der Überfahrt nach Indien erkrankte er an einer Lungenentzündung, mit zwanzig Jahren stand er selbst in Mitten eines Krieges und dachte er könne nicht sterben. Das gefällt Emil. Es lappt angenehm ins Irrationale. Es war nicht er, sondern Rex Praetorius, der ihn nicht hatte gehen lassen können: fort, weg, aus dem Leben. Emil rechnet nach, wie lange er bereits tot ist: mehr als zweihundert Jahre. Das kegelt ihn kurz aus der Spur. Es ist ein Beziehungsgeflecht aus Schlieren und Flecken, dass ihn in all den Jahren an den anderen Vampir gebunden hat. Und an seine Vertrauten. Die Zuneigung, die er für sie empfindet, legt den Gedanken an die Möglichkeit des Wortes Familie nahe. Deswegen ist er ihnen auch diesmal in dieses schlimmstille Städtchen gefolgt, in dem jeder Neuankömmling eine Sensation ist und sein Name Thomas Erskine lautet, der ganz und gar mittelmäßige Buchhalter von Robert Houk.
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Miniplots |
Wie bereits an mehreren Stellen angekündigt, haben wir für euch im Zuge unseres Postingevents auch einige Miniplots ausgearbeitet. Konkret handelt es sich um vier Geschehnisse bzw. Umstände, die ihr in das Leben eurer Charaktere einfließen lassen könnt und euch dazu anregen sollen unseren Forenplot Wankende Welten aufzugreifen.
Für die Teilnahme an einem Miniplot erhaltet ihr nach Ende des Postingevents einen Award. Damit niemand durch die Finger schaut, bitten wir euch hier im Thread kurz Bescheid zu geben mit welchen Charakteren ihr an welchen Miniplots teilgenommen habt!
Solltet ihr nähere Fragen zu den Miniplots haben, wendet euch gerne an uns! ♥
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Do you remember that one night at the Hangman's? |
Zuerst steht vor dir eine Flasche Bier, irgendwann noch eine. Dann vielleicht mal ein Achtel Rot, Vodka Soda, Whiskey Sour, und irgendwann ist es dann ganz egal was da steht, Hauptsache da steht irgendwas, obwohl du gemeint hast, dass du spätestens um 20 Uhr Zuhause bist und es heute sicher nicht mehr als ein Drink wird. Naja. Dass man mit solchen Aussagen vorsichtig sein sollte, ist hinreichend bekannt, aber trotzdem hat keiner kommen gesehen, dass der Abend des 16.09. so enden würde. Was da genau im Pub passiert ist, das weiß keiner mehr so genau, aber jeder hat ein bisschen was zu der Geschichte beizutragen. Man ist sich sicher, dass irgendwann einer über den Tresen geklettert ist und an der Zapfanlage herumgespielt hat, da war’s aber schon spät. Viel früher haben die Leute was skandiert, die wollten alle diesen Song hören, diesen einen halt, und Joe Bolt hat aus der Wäsche geschaut, als würde er jetzt und sofort am liebsten alle unter seinem Stiefelabsatz zerquetschen, aber man hatte das Gefühl, dass er sich insgeheim gefreut hat, dass die Leute endlich mal wieder Spaß haben. Vielleicht war das dringend mal wieder nötig, irgendwohin muss sich diese ganze Anspannung ja entladen, aber wer nicht dabei war, der wird das vermutlich nicht verstehen. |
Be Prepared! Or at least bring a stick to poke stuff with |
Das gegen Ende eines jeden Sommers das jährliche Pfadfinderlager stattfindet, ist eine Tradition, die dieses Jahr aufgrund gewisser Umstände, auf die man mit einem gezwungenen Lächeln gerne als diese schreckliche Sache mit der kleinen Cavanaugh referiert, beinahe ihr Ende gefunden hätte. Reihenweise haben die Eltern protestiert, von Pietätslosigkeit hat man gesprochen und davon, dass man sich lieber aus dem Wald fernhalten sollte. Die Kinder hat das allerdings wenig gejuckt, da wurde gequengelt und gebettelt, bis man sich schließlich erweichen lassen hat von den süßen Pausbacken. Also campt man auch dieses Jahr von 31.08. bis 03.09. im Wald (okay okay, Waldrand und mehrmals am Tag kommt jemand vorbei und schaut nach dem Rechten, wir wollen mal bei der Wahrheit bleiben), sitzt ums Lagerfeuer und erzählt sich Geistergeschichten. Am Morgen des dritten Tages werden die Teilnehmer von einem gellenden Kreischen geweckt, in der Mitte des Zeltlagers, wo man gestern vorm Zubettgehen noch Ultimate Ninja gespielt hat, wurde ein grellrotes Pentagramm und einige Runen auf den Boden geschmiert, es verbreitet sich Panik unter den Kindern. BLUT! BLUT! BLUT! schreit es, irgendjemand zitiert Carrie, aber schnell stellt sich heraus, dass dieses Blut eine komische Konsistenz hat, fruchtig riecht und seit wann sind eigentlich Himbeerkerne Bestandteil von Menschenblut? |
It's not vandalism if it looks good, amirite? |
In der Nacht vom 06. September wird die Police Station von einigen Halodris verunstaltet. Dass Scheiben eingeschlagen wurden, ist nur eine Sache. Auch einer der Polizeiwagen wurde zerkratzt und verbeult, am eindeutigsten ist aber wohl der rote Schriftzug am Gebäude. „Fuck the Police“ steht da und dem kann man im ersten Moment eigentlich auch nichts mehr hinzufügen. Wer genauer hinschaut entdeckt ein wenig kleiner, aber nicht weniger aussagekräftig: Justice for Sidney. Bestimmt war das einer von diesen Typen, von denen man niemals annehmen würde, dass sie Steine durch Fensterscheiben werfen. So ein Stiller, mit perfekt getrimmten Buchsbaum im Vorgarten, zweieinhalb Kindern und einer Ehefrau, die zu Mittag ihre Grapefruit löffelt und dabei selig lächelt, als wäre es ein verdammtes Happy Meal. Vielleicht war’s aber auch dieser Holden Merryfair, dem würde man das sofort zutrauen und bestimmt hat der noch irgendwelche unterdrückten Aggressionen, weil wegen dieser Sache damals. Das wäre dann schon etwas offensichtlicher. Und die Jungendlichen! Die hat man natürlich auch im Verdacht, weil dass es mit der nächsten Generation bergab geht, das steht schon seit Jahren fest, man braucht sich da gar nichts mehr vormachen. An der Aufklärung sind so einige interessiert, es wurde nämlich nicht nur die Police Station verunstaltet, sondern auch einige umstehende Fahrzeuge, so wie Häuser. |
Do you tell ghost stories after sex? |
Wenn einer sagt, dass er einen Geist gesehen hat, dann ist die erste Reaktion in aller Regel demjenigen den Vogel zu zeigen und ein wenig mit den Augen zu rollen, die ältere Generation lässt sich vielleicht auch zu einem despektierlichen „Plemplem“ hinreißen. Seit sich Vorfälle, wie das Zufallen einer Tür bei absoluter Windstille, das Verlegen von Gegenständen oder das plötzliche Aufflackern eines vertrauten Gesichtes in einer Menschenmenge, in Grim’s Ditch häufen, hat man aber wenigstens ein mulmiges Gefühl, wenn man sein Gegenüber für dumm verkauft. Zuerst dachte man ja Mr. Everett Purpleplum hätte im Hangman’s Knot wieder einmal zu tief ins Glas geschaut, als er auf der Polizeiwache zu Protokoll gab, dass Sidney Cavanaugh vor seinem Fenster gestanden hätte, immerhin würde das beim alten Everett niemanden erstaunen, aber als dann immer mehr Leute meinten, sie hätten Sidney gesehen, die tote Sidney, bekamen alle ein ungutes Gefühl. Angeblich haben sogar manche mit ihr geredet. Breitet sich in Grim’s Ditch etwa eine seltene Form des gemeinsamen Wahnsinns aus? |
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