Geboren im “Annus Mirabilis“ des Siebenjährigen Krieges hatte seine Mutter gedacht, er sei vom Glück gesegnet. Mit sechs Jahren wäre er beinahe an Scharlach gestorben, fünf Jahre später wurde er von einer zurücksetzenden Kutsche erdrückt, auf der Überfahrt nach Indien erkrankte er an einer Lungenentzündung, mit zwanzig Jahren stand er selbst in Mitten eines Krieges und dachte er könne nicht sterben. Das gefällt Emil. Es lappt angenehm ins Irrationale. Es war nicht er, sondern Rex Praetorius, der ihn nicht hatte gehen lassen können: fort, weg, aus dem Leben. Emil rechnet nach, wie lange er bereits tot ist: mehr als zweihundert Jahre. Das kegelt ihn kurz aus der Spur. Es ist ein Beziehungsgeflecht aus Schlieren und Flecken, dass ihn in all den Jahren an den anderen Vampir gebunden hat. Und an seine Vertrauten. Die Zuneigung, die er für sie empfindet, legt den Gedanken an die Möglichkeit des Wortes Familie nahe. Deswegen ist er ihnen auch diesmal in dieses schlimmstille Städtchen gefolgt, in dem jeder Neuankömmling eine Sensation ist und sein Name Thomas Erskine lautet, der ganz und gar mittelmäßige Buchhalter von Robert Houk.

Hattie Eira Freeman bekam den Namen der Großmutter ihres Vaters, die just im Sommer des Jahres verstarb, in dem Hattie geboren wurde. Auf den zweiten Namen, Eira, bestand dann ihre Mutter, um das ganze nicht so altbacken zu halten und Eira - was Schnee bedeutet - passte doch wunderbar zu einem Baby, das im Dezember geboren wurde. Ja.. it's okay... also mittlerweile. Aber nicht immer fand Hattie ihren Namen so richtig knorke. Ihre Familie kann man wohl getrost als Alteingesessen bezeichnen. Und Hattie selbst lebt seit ihrer Geburt - jetzt schon 28 Jahre - ununterbrochen in dem kleinen Kaff, aus dem sie nie große Ambitionen hatte, heraus zu kommen. Sie ist ein Einzelkind, dabei aber keineswegs verwöhnt worden und vermutlich fast jedem in Grims Ditch bekannt. Und sei es nur vom Gesicht oder als Tochter ihrer Eltern. Schon zu Schulzeiten hat sie im Cream & Co gejobbt und arbeitet heute dort als Vollzeitangestellte Barista. Vor etwas mehr als 6 Jahren ist Hattie in die Einliegerwohnung im Haus ihrer Eltern im Harrow Hill Drive gezogen, nachdem ihre Grandma (die hatte dort Zeit Hatties Leben gelebt) verstorben war. Als Tochter zweier Werwölfe ist Hattie quasi mit dem Wissen um das Übernatürliche in Grims Ditch aufgewachsen. Dass sie selbst einmal einer werden würde, stand für die junge Frau nie zur Debatte und auch dass ihr Umfeld darüber nichts erfahren darf, hat sie schon als Kind gelernt.

Mit seinen bereits 18 Jahren hat der Rotblonde eigentlich noch nicht viel erlebt. Natürlich, in einem Städtchen wie Grim's Ditch passieren nun auch nicht besonders viele, ereignisreiche Dinge, aber ein bisschen mehr Lebenserfahrung würde Christopher Wayne sicher gut tun. Man konnte jetzt argumentieren, dass er ja seit kurzem ein Werwolf war und nun zum Hollow Oak Pack gehörte, aber ob das zählte? So sicher war sich der Rotblonde da nun nicht. Seine Ausbildung als Stallbursche bei seinen Eltern absolvierend und gleichzeitig in Penzance das College besuchend ist die Zeit des Jungen nahezu völlig aufgebraucht und das bisschen, das er noch erübrigen kann, verbringt er folgsam mit den anderen Werwölfen der Stadt.

Wenn man Buffy und Bunny Tsukino kombinieren würde, hätte man vermutlich Beth dabei raus. Eine Jägerin mit einem Hang zur Tollpatschigkeit und Neigung zu Unfällen. Wie, so etwas Dummes habt ihr noch nie gehört? Die Henricksons auch nicht. Bis die kleine Beth das Licht der Welt erblickte - und einen Unfall nach dem anderen produzierte, seit sie das Laufen lernte. Niemand weiß so genau, wie sie bis heute überlebt hat, aber ihr Vater hält bis heute seine schützende Hand über sie. Die beiden sind vor einigen Jahren zurück nach Grim's Ditch gezogen und bislang scheint es ganz gut zu laufen. Noch hat sie niemanden umgebracht oder etwas abgefackelt, auch wenn bei ihrer Arbeit im Antiquitätenladen schon das ein oder andere zu Bruch gegangen ist..

What's a mob to a King?
What's a king to a God? Vielleicht hätte man Urian Plantagenet, William of Norwich und damit den eigentlichen 3. Duke of York nicht nur der Ahnentafel verweisen, sondern seinem Dasein bereits früher im Kindesalter ein finites Ende bereiten sollen. Darin begründet sich möglicherweise der Fehler und die liederliche Nachlässigkeit, die den Weg für den bereitet, der nun seit 612 Jahren diesen Boden beschreitet. Gottlos ist er damit allenfalls nicht mehr, der Grund, auf dem Urian wandelt. Er passte sich nahtlos an die sich verändernden sozialen Gegebenheiten an, konnte fast einer jeden Epoche etwas Gutes abgewinnen – allein dadurch, dass er es für sich beschloss und sich selbst eine Autonomie zusprach, die ihm als Mensch verwehrt wurde. Eine Heimat hat Urian nicht; zumindest keine, die einer Lokalität entspräche. Sein Zuhause ist an der Seite Erin Doyles, die ihres Zeichens ein Teil der Ravnos ist. Sie gesteht ihm zu, zu sein, wer ist – zumindest fast. Teil ihres Gefolges zu sein, bringt ihn von Masuren nach Cornwall, als der Leichenfund nach dem Gründerfest für Aufruhr sorgt. In Grim’s Ditch tritt Urian als Ryan Pearce auf, der als Mitarbeiter des Außenministeriums des Vereinigten Königreichs in dem Küstenort Urlaub macht. Nach Freizeit oder gar Spaß (etwas, womit sich Urian bestens auskennt) fühlt sich die Rückkehr selbstverständlich aber nicht an. What's a god to a Non-Believer?